Finanzplan: Ohne Gewinn kein Unternehmen

Femke HogemaFemke Hogema ist ein Rockstar. In den Niederlanden hat sie einen Bekanntheitsgrad erreicht, der unter Selbstständigen und Unternehmern eher selten ist. Sie ist mit großer Regelmäßigkeit in den Medien präsent, veranstaltet Workshops und Konferenzen (natürlich während der Pandemie online). Ihr Buch „Winstgevende Plannen“ – auf Deutsch „Der Finanzplan zum Erfolg“ – ist bei unseren Nachbarn ein Bestseller. Umso mehr freut es uns, dass die deutsche Übersetzung ab 11.5.2021 verfügbar ist. Hier ein erster Appetit-Happen:


Einführung

Was macht einige Unternehmer erfolgreich und andere nicht? Diese faszinierende Frage beschäftigt mich seit Jahren.

Warum hat Tony Robbins mehrere Millionenunternehmen und eine glückliche Ehe, während andere Unternehmer nach drei Jahren feststellen müssen, dass „es“ nicht geklappt hat: Ihre Firma bringt nicht genug für ihren Lebensunterhalt ein, und ihr Privatleben ist wegen der ständigen Arbeit ebenfalls in Gefahr. Ist es pures Glück? Das richtige Wissen? Harte Arbeit? Das richtige Netzwerk? Oder ist es ein bisschen von allem, aber vor allem etwas ganz Anderes? Ich denke Letzteres. Und ich bin mir sicher: Etwas Dusel und ziemlich viel harte Arbeit sind nötig, um ein erfolgreiches Unternehmen zu schaffen. Aber Erfolg erfordert meiner Meinung nach vor allem die richtige Einstellung, einen soliden, rentablen Plan und konsequentes Handeln.

Einstellung. Plan. Handeln. Drei ganz einfache Worte. Aber diese drei Worte bedeuten den Unterschied zwischen Durchwursteln und finanziellem Erfolg.

Deine Einstellung – das, woran du glaubst – bestimmt zu 100 Prozent, was du tust und folglich was du erreichst. Wenn ich glaube, dass dieses Buch nie wirklichen Erfolg haben wird, werde ich mich nicht darum kümmern, es zu bewerben, denn das wäre ja verschwendete Energie. Logischerweise schafft es ein Buch ohne Werbung auch nie ganz nach oben in die Bestsellerlisten. Glaube ich jedoch, dass dieses Buch das Potenzial für den ersten Platz hat, tue ich alles Mögliche, um ihn zu erreichen. So vergrößere ich meine Chance deutlich, es genau dorthin zu bringen. Doch du merkst schon, worauf ich hinauswill: Das Risiko zu scheitern, ist dann ebenfalls viel größer. Denn wenn das Buch nicht einmal die Top 10 erreicht, habe ich mich mit diesem Absatz ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt.

Was du glaubst, bestimmt darum zu 100 Prozent, was du erreichst. Wenn du ein finanziell erfolgreiches Unternehmen möchtest, brauchst du eine andere Einstellung als jemand, der nur jeden Monat „über die Runden kommen“ will. In den ersten Kapiteln dieses Buches gebe ich dir daher Werkzeuge an die Hand, um deine Einstellung zu meistern.

Doch mit einer tollen Einstellung allein ist es nicht getan.

Schritt 2 ist ein Plan: ein fundierter, machbarer und rentabler Plan. Ohne den treibst du nämlich in einem Meer von Möglichkeiten umher. Dein Plan gibt dir Klarheit darüber, was du wann wem verkaufen willst, wieviel Umsatz du damit generierst, welche Kosten entstehen und wieviel unterm Strich bleibt. Er sagt dir auch, was du tun musst, um diesen Umsatz zu erwirtschaften, welche Marketing- und Verkaufsaktionen du konsequent durchführen musst. So schaffst du dir deinen eigenen Weg zum Erfolg. In den Kapiteln 3 bis 6 vermittle ich dir praktische Werkzeuge für deine Planung.

Wenn du die richtige Einstellung und einen tollen Plan hast, musst du letzteren nur noch umsetzen. Do the work and you’ll succeed. Ach, wäre es doch so einfach! … Komischerweise ist es gar nicht so einfach, das zu tun, was man tun muss. Wir werden abgelenkt, sind unkonzentriert oder haben so viele Pflichten, dass wir keine Zeit haben, das wirklich Notwendige zu tun. Und so paradox es klingt: Ich vermute, du weißt genau, was ich meine. Im letzten Kapitel dieses Buches zeige ich dir ein großartiges Modell, mit dem du wirklich das Notwendige tust, um wirklich erfolgreich zu sein. Einstellung. Plan. Handeln. Das ist der rote Faden dieses Buches – ein Buch, mit dem du deinen eigenen Erfolg erreichen kannst.

1. Entwickle die richtige Haltung

In dem Sommer, in dem ich 17 wurde, kam ich einmal nach einem Einkaufsnachmittag in Arnheim nach Hause. „Ich habe es mir anders überlegt“, sagte ich zu meinen Eltern. „Ich habe beschlossen, nicht Sozialarbeit, sondern BWL zu studieren.“ Meine Eltern waren geschockt, vor allem meine Mutter. Sie arbeitete als Dozentin an der Akademie für Sozialarbeit, mein Vater war Leiter eines Kinderheims, und ich sollte – logischerweise – in ihre Fußstapfen treten. Einige Monate zuvor hatten sie mich an der Akademie für Sozialarbeit eingeschrieben. Jugendhilfe – das erschienen auch mir erstrebenswert. Und nun kam ich heim und verkündigte ein Studium, von dem sie noch nie gehört hatten. „Was?“ und „warum?“ waren ihre ersten Fragen. Und ich erzählte ihnen, wie ich an diesem Nachmittag auf dem Heimweg im Bus saß, der ein großes, ehrwürdiges Gebäude am Arnheimer Velperweg passierte. „Hochschule für Volks- und Betriebswirtschaft“ stand in großen Lettern auf der steinernen Fassade.

Und genau da beschloss ich, BWL zu studieren. Geld hat mich stets begeistert. Als Teenager führte ich ein Kassenbuch über mein Kleidergeld. Im Urlaub sparte ich mein doppeltes Feriengeld (denn in Frankreich war, meinem Vater zufolge, alles teurer) und tauschte nach drei Wochen einen Riesenstapel französischer Francs in niederländische Gulden. Auch das Fahrradhobby meines Vaters faszinierte mich. Ich wollte stets genau wissen, was die Räder, die er seinen Dorfgenossen verkaufte, genau einbrachten und wie viel sie im Einkauf und an Material kosteten. Ich war angetan von der Klarheit des Geldes und von den Erkenntnissen, die es offenbarte. Damals spürte ich, dass ich das Spiel der Finanzen begreifen wollte, denn die Finanzen würden meine Zukunft werden.

Hier begann meine Reise. Eine Reise, auf der ich Unternehmer inspiriere, ein finanziell gesundes und rentables Unternehmen aufzubauen und ihre Beziehung zu Geld zu verbessern. Denn egal, was genau deine Mission ist – Menschen helfen, die Welt verbessern, Krankheiten bekämpfen –, um wahrhaft in der Praxis zu bestehen, muss dein Unternehmen finanziell gesund sein. Und du musst Gewinn machen.

Gewinn. Dieses Wort weckt in Unternehmern alle möglichen Assoziationen: Verlangen, Freude, aber auch Widerstand und gar Ärger. „Es geht doch nicht ums Geld!“, sagen die Unternehmer oft frustriert, wenn ich ihnen nahelege, dass Gewinn ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmerlebens ist. Oder sie behaupten: „Wenn ich etwas tue, was ich gut kann, kommt das Geld von alleine!“ In diesen Aussagen steckt natürlich ein Kern Wahrheit: Geld ist wirklich nicht das Wichtigste im Leben. Liebe, Gesundheit und Glück sind um ein Vielfaches wichtiger. Und ja, auch die Leidenschaft ist für den Unternehmer wichtig: als eine steuernde Kraft in einem erfolgreichen Unternehmen.

Aber das ist nicht alles: Es geht nicht um „entweder/oder“, sondern um „sowohl, als auch“! Gewinne zu erwirtschaften, ist als Unternehmer einfach unentbehrlich.
Ohne Gewinn kein Unternehmen.

Widerstände gegen Gewinn

Mir ist auch klar, woher der Unwillen gegenüber Gewinnen kommt. Viele von uns haben schon in der Jugend gelernt, dass Geld nicht glücklich macht, Reiche gierig sind und man mit dem zufrieden sein möge, was man hat. Frauen haben zudem oft verinnerlicht, dass sie besser einen reichen Mann heiraten, der dann für das Einkommen sorgt, während sich die Frau selbst um die Kinder zu kümmern hat.

Erst letztes Wochenende hörte ich auf einer Party ein Gespräch mit: Mein Mann unterhielt sich mit dem Vater eines Klassenkameraden unseres Jüngsten; einem jungen, emanzipierten Mann. Seine Frau und er sind beide berufstätig, und er holt seine Kinder genauso oft von der Schule ab wie sie. Doch als er erfuhr, dass ich mehr verdiene als mein Mann, sagte er lachend: „Du hast nach oben geheiratet!“ Ich weiß genau, er hätte das, bei umgekehrter Einkommenssituation, nicht zu mir gesagt. Es ist einfach nicht „normal“, wenn eine Frau mehr verdient als ihr Mann.

Wir alle haben im Leben Botschaften über Geld mitbekommen, positive und negative. Und wir fingen an, diese Botschaften zu glauben, und sie so zu Überzeugungen gemacht, also zu Glaubenssätzen, die wir für wahr halten. Einige Botschaften erhalten wir vielleicht von den Eltern: „Lerne mal lieber etwas Kreatives, du bist nicht so gut im Rechnen“.

Und wir übernahmen dies mit der Zeit, und heute ist dir als Unternehmer möglicherweise die Buchhaltung ein Klotz am Bein, denn du „hast es nun mal nicht so mit Zahlen“. Was, nüchtern betrachtet, natürlich grober Unsinn ist. Du hast deine aktuelle Situation erreicht, weil du die Fähigkeit besitzt, Neues zu lernen, und das oft sehr schnell.

Die Verwaltung der Finanzen kann man ebenfalls einfach lernen. Wenn du dich dem so stark widersetzt, liegt das wahrscheinlich nicht an fehlenden Fertigkeiten, sondern an etwas ganz anderem.

Einige Glaubenssätze sind kulturell geprägt. In den Niederlanden – wie auch im deutschsprachigen Raum – geziemt es sich nicht zu fragen, wie viel der andere verdient. In Amerika dagegen gehört das Gehalt zu den ersten Themen, die man auf einer Party bespricht („Wie heißt du? Bist du verheiratet? Wie viel verdienst du?“ – alles in einem Atemzug). Amerikaner sind auf ihren Erfolg stolz.

In Holland hingegen will man kein Streber sein und steckt den Kopf lieber nicht zu weit hinaus. Mit zwölf ekelte man mich aus der Übergangsklasse meiner ersten Mittelschule weg, weil ich die besten Noten in der Klasse hatte. Mit 16 studierte ich dann ein Jahr an der Titusville Highschool in den USA. Dort stand mein Name im Büro des Rektors auf der „Dean’s List“ der zehn besten Studenten der Schule. Plötzlich durfte ich auf meine guten Noten stolz sein. Ich wurde nicht gemobbt, ganz im Gegenteil: Meine Klassenkameraden bewunderten mich. Mit 16 lernte ich (damals noch unbewusst), dass ich auf Erreichtes stolz sein und Erfolge präsentieren kann. Erfolg war nicht mehr gefährlich, sondern erstrebenswert.


Aus Femke Hogema: Der Finanzplan zum Erfolg. In sieben Schritten zu einem rentablen Unternehmen. Ab 11.5.2021 in unserem Shop und jeder guten Buchhandlung. (Und ja, natürlich auch beim Online-Riesen.)

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