Es geht immer günstiger!

Du erinnerst Dich vielleicht daran, dass ich in meiner „Aufbau“-Phase mein erstes Buch, „Not macht erfinderisch – der Klopapier-Unternehmer“ verfasst habe. Die Basis dieses Buches war eine Reihe von Prinzipien, denen ich gefolgt bin, als ich mein Unternehmen aufgebaut habe. Das Hauptprinzip war Sparsamkeit – ich glaubte aus tiefster Seele, dass jeder Unternehmer ein Unternehmen starten konnte, ganz ohne oder mit sehr wenig Gründungskapital, und Unternehmenswachstum hinlegen konnte, unabhängig von dem, was er auf dem Konto hatte. Das Buch ist voller Tipps zum Geldsparen beim Gründen und im Unternehmensalltag, und seit Erscheinen der ersten Auflage habe ich von Tausenden von Unternehmern gehört, die die Tipps befolgt haben (so oder in ähnlicher Form), als sie ihr eigenes Unternehmen gegründet haben oder sie im alltäglichen unternehmerischen Handeln umgesetzt haben. Und ich kann Dir sagen, dass ich nicht nur über Sparsamkeit gelabert habe.

Nach meiner wahnsinnigen Geldverschwendung, nach meiner Offenbarung (nehmen wir „Offenbarung“ als Synonym für „Kurz-vor-Insolvenz“) kehrte ich zu meinem Urverhalten zurück. Ganz weit zurück. Diesmal nicht aus Notwendigkeit, sondern weil ich es so wollte. Ich machte es zu meiner Mission, die Dinge, die ich für mein Unternehmen brauchte, möglichst günstig zu bekommen und war sehr stolz darauf. Mein Büro kostete lediglich 1.000 USD im Monat – Kleinvieh im Vergleich zu den vorhergehenden Räumen für 14.000 USD pro Monat. Ich kaufte Gebrauchtmöbel für den Konferenzraum mit großartigen 75 % Rabatt. Ich hatte ein selbstgebautes Whiteboard, das ich aus dem Material, das zum Bau von Duschkabinen verwendet wird, Zahnseide und Autowachs zusammengebastelt hatte. (Das mach Du mal besser, MacGyver!) Stell Dir also meine Überraschung vor, als ich das Instant Assessment für mein eigenes Unternehmen durchging und entdeckte, dass ich dass trotz meiner Sparsamkeits-Superkraft noch immer Geld verlor. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass ich schockiert war. „Wie viel billiger kann ich den Kram denn noch bekommen?“, dachte ich mehr als frustriert.

Dann wurde es mir klar – mein Gott. Es lag nicht daran, wie viel Geld ich für diese Dinge ausgab. Das Problem war, dass ich gar nichts für diese Dinge hätte ausgeben sollen. Zum Beispiel brauchte ich kein Büro. Ich hatte weder Klientenbesuche noch Laufkundschaft. Ich schrieb ein Buch und arbeitete an meiner Karriere als Speaker, was bedeutete, dass ich viel Zeit allein oder unterwegs verbrachte sowie in Telefon- und Skype-Meetings. Meine Subunternehmer konnten ihre Arbeit genauso gut von Zuhause aus verrichten. In Wahrheit wollte ich ein Büro, weil es mir ein Gefühl der Echtheit vermittelte. Und nach meinem Sparschwein-Moment brauchte ich dieses Gefühl. Doch letzten Endes konnte ich es mir nicht leisten, wenn ich Monat für Monat Gewinn erzielen wollte. Also fand ich einen Untermieter für mein Büro und fand eine ganz tolle Möglichkeit in einer Keksfabrik – ein kostenloses Büro und Konferenzraumnutzung bei einem vertrauenswürdigen uralten Freund. Damit eliminierte ich Kosten nachhaltig, bis die Geldvernichtung ein Ende hatte und konnte nun zusehen, wie mein Unternehmen und mein Gewinn wuchsen. Ein weiterer Vorteil bestand in kostenlosen Keksen. Und wenn ich sage, ein weiterer Vorteil, dann meine ich einen Vorteil von rund 2,5 kg auf meiner Hüfte. Also … letztlich kein echter Vorteil.

In den Jahren, die seither vergangen sind, ist das Reduzieren von Kosten für mich beinahe zu einer vergnüglichen strategischen Herausforderung geworden. Um aber Freude an diesem Prozess zu haben, musst Du zunächst einigen üblen Wahrheiten ins Gesicht sehen. Ich hatte das Instant Assessment bei unzähligen Unternehmen durchgeführt und die Reaktionen schwankten von „Echt? Das geht?“ bis hin zu „Für wen hältst Du Dich eigentlich, Mike, verdammter Mist, dass Du mir erzählst, wo mein Unternehmen stehen sollte? Du hast ja keine Ahnung von meiner einzigartigen Branche!“ bis hin zu weichen Knien und Tränen, die den Menschen übers Gesicht laufen. Es ist schwer, der brutalen Wahrheit ins Auge zu sehen, dass Dein Unternehmen noch schlimmer da steht, als Du dachtest. Doch jetzt weißt Du es und Wissen ist Macht. Jetzt können wir etwas dagegen tun. Du bist kein Idiot. Du hast nichts falsch gemacht und Du brauchst Dich nicht zu schämen. Du hast dieses Buch in Händen. Du bist dabei, die Wahrheit zu entdecken und einen anderen Weg zu finden, der Dich dorthin bringt, wo Du hinwillst. Du fragst nicht länger, „Wie kann ich mein Unternehmen größer machen?“ Du fragst, „Wie kann ich mein Unternehmen besser machen?

* * *

Dieser Text ist ein Auszug (S. 95-97) aus der zweiten Auflage des Buches von Mike Michalowicz:
Profit First. Ein einfaches System, jedwedes Unternehmen von einem kapitalfressenden Monster in eine Geldmaschine zu verwandeln
Möchtest du gern weiterlesen? Dann kannst du das Buch jetzt im Budrich-Shop kaufen:

Unternehmensfinanzen: Profit First

Mike Michalowicz: Profit First. Ein einfaches System, jedwedes Unternehmen von einem kapitalfressenden Monster in eine Geldmaschine zu verwandeln

2., erweiterte und aktualisierte Auflage

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert