Bei einem Vortrag, den ich zum Thema „Expertenpositionierung mit Buch“ hielt, entbrannte eine wilde Diskussion, welche Publikationsform richtig sei: gedrucktes Buch oder eBook. Die Diskussion schlug hohe Wellen, ich musste sie beenden, so leidenschaftlich und ausführlich wurde sie geführt. Dass es von der eigenen Zielgruppe und den eigenen Zielen abhängt, wie und wo sie veröffentlichen, wollte man nicht gelten lassen – schließlich ginge es um die richtige oder falsche Art zu veröffentlichen – und um das, was „man heute macht“ – Kategorien, die ich in dieser Generalität für völlig unbrauchbar halte.
Welche Optionen hast Du, um Dein Buch zu veröffentlichen?
Zum einen kannst Du überlegen, ob es Dir reicht entweder nur elektronisch oder nur gedruckt zu publizieren (überdies gibt es im Übrigen Hörbücher – das wäre ebenso eine Option, hier aber nicht die vorrangige), welches Medium Du also präferierst. Zum zweiten kannst Du überlegen, ob Du in einem Verlag oder im Self-Publishing veröffentlichen möchtest. Und, so viel kann ich Dir vorab schon verraten: Es gibt bei diesen Entscheidungen kein absolutes Richtig oder Falsch – es hängt schlicht von Deiner Zielgruppe, Deinen Wünschen und Zielen ab.
Schade wäre es lediglich, wenn Du Deine Entscheidung triffst, weil Du denkst, Du seist nicht professionell genug. Oder wenn Du den vielen Mythen und Legenden aufsitzt, die beständig über Verlage erzählt werden.
„Ich brauche keinen Verlag“
So habe ich zum Beispiel kürzlich mit einem Coach telefoniert. Er war auf der Suche nach professioneller Begleitung zur Veröffentlichung seines Buches. Er war noch unentschieden, ob er im Verlag oder im Self-Publishing veröffentlichen solle. Ich bin da sehr leidenschaftslos: Ich möchte nur mit Autoren und Autorinnen zusammenarbeiten, die auch mit mir arbeiten möchten. Das habe ich ihm gesagt. Und ich habe ihm angeboten, einen Blick auf sein Manuskript zu werfen, um ihm dann Rückmeldung zu geben. Ich kann nach über dreißig Jahren im Geschäft relativ zügig sagen, welche Art von Überarbeitung ein Manuskript braucht, um eine – im eigenen Rahmen – erfolgreiche Publikation zu werden.
Im Verlaufe des Gesprächs bekam ich mehrfach zu hören, dass er keinen Verlag suche. Er wolle nicht mit einem Verlag zusammenarbeiten, weil Verlage Geld von ihm zur Veröffentlichung haben möchten. Ich sagte: „Ja, es gibt Verlage, die Geld von den Autoren zur Veröffentlichung ihrer Business-Bücher nehmen. Wir tun das nicht: Entweder wir veröffentlichen das Buch oder nicht. In besonderen Fällen können auch wir nur mit einem Zuschuss kalkulieren. Nämlich dann, wenn das Manuskript noch sehr viel Bearbeitung braucht. Das zu erwirtschaften, ist nicht einfach. Und dann muss die Autorin oder der Autor selbst entscheiden, ob sie diese Investition tätigen möchten oder nicht.“ Es gibt auch Menschen, die besondere Wünsche haben – wie Bild-Lizenzen oder vierfarbigen Druck – und auch das Erfüllen dieser Sonderwünsche kann dazu führen, dass wir einen Zuschuss benötigen. Oder sie brauchen für eigene Werbezwecke ganz viele kostenlose Exemplare. Es gibt bei uns in der Regel zehn Freiexemplare und wir versorgen die Medien mit kostenlosen Rezensionsexemplaren. Braucht ein Autor darüber hinaus weitere Exemplare, dann muss auch dafür Geld fließen.
Als nächstes erfuhr ich, dass Verlage ihren Autorinnen und Autoren nicht erlauben, ihr Material für ihre eigenen Zwecke – Marketing oder Coaching-Materialien u.ä. – zu verwenden. Deshalb wolle er nicht mit einem Verlag zusammenarbeiten. Ich sagte: „Ja, es gibt Verlage, bei denen das so ist. Bei uns ist es anders. Das nehmen wir mit in die Verträge auf, damit Rechtssicherheit besteht.“ Denn viele unserer Business-Autorinnen und -Autoren sind selbst als Coaches oder in der Beratung tätig. Sie brauchen ihre Materialien für ihre Schulungen. Das wissen sie, das wissen wir, also kommen wir zu entsprechenden Vereinbarungen.
Sein Buch, so wurde ich informiert, sei so geschrieben, dass es direkt zu veröffentlichen sei. Es müsse vielleicht noch Korrektur gelesen werden – er hätte es nicht so mit der Kommasetzung. Aber das, was Verlage verlangen: Das vollständige Umschreiben seines fertigen Buches, das würde er ohnehin auf gar keinen Fall machen. „Gut“, sagte ich und dachte mir mein Teil. In meiner Erfahrung ist es so, dass Profis souverän sind. Souveränität bedeutet auch Kritikfähigkeit, was die Fähigkeit einschließt, Rückmeldungen zum eigenen Manuskript ernst- und aufzunehmen. Wer schreibt, weiß, dass es jedem Text gut tut, von Dritten geprüft und überarbeitet zu werden. Wer professionell schreibt, freut sich über Feedback von Profis vor der Veröffentlichung.
Außerdem brauche er ohnehin keinen Verlag, da er eine Community mit über 14.000 Mitgliedern hätte. „Schön“, sagte ich. Und ich glaube auch, dass er dann keinen Verlag braucht: Er kann das eBook als Werbemittel kostenlos an seine Community abgeben und damit die Beziehung zu den bestehenden Kunden vertiefen. Das ist ein großartiger Effekt, den man mit einem solchen Geschenk erzielen kann. An dieser Stelle hilft ein Verlag nicht. Der hilft nur, wenn man seine Community vergrößern möchte, wenn man einen professionellen Vertriebs- und Marketingpartner braucht, der mit der groben Gießkanne übers Land gehen und hie und da mal den einen oder anderen Samen begießen kann.
Verlage seien auch so altmodisch, lernte ich, sie wollten nur gedruckte Bücher. Da könne man dann bei Amazon keine eBooks kaufen. Das wäre schade. Auch ein Grund für ihn, nicht mit Verlagen zusammenzuarbeiten. Ich glaube, ich habe darauf nicht mehr geantwortet. Irgendwann wird es selbst mir zu blöd. Natürlich machen Verlage auch eBooks. Und wir verkaufen sie nicht bloß über einen Online-Store sondern im Zweifel über alle.
Arbeit nur mit Leuten, die mit Dir arbeiten wollen
Übrigens: Ich habe einen kurzen Blick auf das Manuskript geworfen und eine grobe Kalkulation erstellt, was die Überarbeitung meiner Erfahrung nach kosten würde. Ohne eine Veröffentlichung im Verlag. Oder zumindest ohne eine Veröffentlichung in meinem Verlag. Ich arbeite nämlich nur mit Autorinnen und Autoren, die auch mit mir arbeiten möchten. Aber ich glaube, das sagte ich bereits.
Wer mehr zum Veröffentlichen im Verlag erfahren möchte, kann sich noch rasch für meinen Online-Workshop am 15.2.2020 anmelden: „Erfolgreich schreiben: Publizieren im Verlag„.
Beitragsbild: © Barbara Budrich