Hilfreich oder überflüssig?
„Wenn Du anfängst, Dein eigenes Unternehmen aufzu bauen, dann schadet es nicht, einen Businessplan zu erstellen. Du dachtest möglicherweise, der Businessplan sei das A und O der Unternehmensgründung? Vielfach wird dies auch so gesehen, und es existieren wahre „Schools of Business- plans“ mit vielen, vielen Anhängern. Andererseits halten viele gestandene und sehr erfolgreiche Unternehmerinnen dies einfach für „Quatsch“. Ich bin der Meinung, dass ein Businessplan, der Dich auf das Wesentliche fokussiert, ein gutes Instrument für Deine Planung ist und dass Du ihn dort gezielt einsetzen kannst, wo es für Dich sinnvoll ist: beim Planen Deines Wachstums, beim Bewerten Deiner Performance und für das Gewinnen von Investoren.
Es gibt Businessplan-Wettbewerbe, und es gibt Bewertungen durch Banken oder Investoren, die auf diesen Plänen fußen. Von Businessplan-Wettbewerben habe ich mich immer ferngehalten; mich reizte bislang das Unternehmen selbst mehr als der Plan. Doch vielleicht siehst Du das anders und freust Dich darauf, mit anderen um die Wette zu planen und vielleicht Geld und Beratung dadurch zu gewinnen.
Trotz meiner Zurückhaltung:
- Wenn Du einen Plan hast, dann hast Du eine Vorstellung von dem, was auf Dich zukommen
- Ein Plan zeigt Dir, wann Du in welche Richtung abweichst, Du musst dann „nur noch“ wissen, wie Du auf Abweichungen am besten reagierst.
- Der Plan diszipliniert – vor allem, wenn Du ihn von Anfang an mit einem Modell unterschiedlicher Konten verbindest, wie z.B. im Modell von Profit First.
Ich sage Dir gleich: Diese Art von Plänen zu erstellen, sie an die sich verändernden Bedingungen anzupassen und ihre Einhaltung zu kontrollieren (sonst brauchst Du den Plan nicht), ist Arbeit – kleinteilige, mühevolle Arbeit, die sich aber letztlich lohnt, um den Blick auf das Ganze zu gewinnen – auf Plänen kann ich meine Visionen erst bauen und realisieren. Wenn Du mich fragst: Es ist die Art von Arbeit, die ich nicht gerne mache. Ich entwerfe lieber große Visionen, führe Verhandlungen, halte Vorträge und reise, am liebsten um die Welt. Dieses kleinteilige Zahlengewühle …
So, nachdem wir das geklärt hätten, hier die Vorgehensweise:
Bausteine des Businessplans
Für Businesspläne bestehen keine genau einzuhaltenden, verpflichtenden Vorgaben; zumeist sind aber folgende Bausteine enthalten:
- Zusammenfassung von Geschäftsidee, Leistungen und Strategien,
- anvisierte Zielgruppe,
- angebotene Leistungen und Produkte,
- Marktanalyse hinsichtlich Konkurrenz und möglicher Ab- satzzahlen,
- Planung für Marketing und Vertrieb,
- Darstellung der Chancen und Risiken,
- Darstellung der persönlichen Eignung des Gründers.
Es gibt eine große Zahl von Gründerportalen und Ähn- lichem, wo Du Vorlagen zu Businessplänen herunterladen kannst. Unter anderem bietet das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie auf der Seite www.existenz gruender.de eine Reihe von guten Erklärungen, Mustern und Hilfen.
Es ist wichtig, dass Du eine Vorstellung davon hast, wo Du mit Deinem Unternehmen hinwillst. Träumst Du davon, aus Deiner One-Woman-Show ein weltumspannendes Unternehmen mit vielen Mitarbeiterinnen zu machen? Oder ist es in Deinen Träumen gerade groß genug, wenn Du Dein eigenes Ein- und Auskommen damit hast? Je nachdem, wo Du hin möchtest, musst Du das Wachstum vorwegnehmen.
Wachstum
Finanziell musst Du darauf achten, dass Du in Sprüngen wachsen wirst, d.h., Du musst Dir im Idealfall zunächst einen Speckmantel „anfuttern“ – also Geld auf die Seite legen –, bevor Du die nächste Wachstumshürde nehmen kannst. Oder Du besorgst Dir OPM – Other People’s Money –, um Dein Wachstum zu finanzieren. Andernfalls führt das Wachstum Dich wieder und wieder in Liquiditätsengpässe. Davon kann ich ein Lied singen.
Übrigens sagt man, dass jeder Zuwachs um ca. 40% eine Umstrukturierung notwendig macht – Du musst also damit rechnen, dass Dein Unternehmenswachstum auch zu immer neuen Strukturen und Prozessen führen wird.
Wie viel Geld Du auf die Seite legen musst, um Wachstum aus eigener Kraft zu finanzieren, ist abhängig von Deinem Geschäftsmodell: Musst Du Produktion vorfinanzieren? Brauchst Du mehr Personal? Musst Du einen Umzug finanzieren? Neue Arbeitsplätze ausstatten? Brauchst Du ein Mehr an Marketing, wenn das Unternehmen wächst?
Ist Dein Business-Modell groß genug, dass Du Investorinnen anziehst? Du solltest den Businessplan auf die jeweilige Adressatin zuschneiden: Eine Bank wird anders angesprochen als ein Investor.
Risiko
Achte auf eine anständige Risikoanalyse: Wenn Du Deinen Investoren erzählst, dass Dein Unternehmen keinen Risiken ausgesetzt ist, verstehen sie sofort, dass Du keine Ahnung hast. Oft ist der Unternehmer selbst ein großes Risiko: Ein „König“, der sein Unternehmen um sich herum so aufgebaut hat, dass nur er die Kunden bedienen und die Geschicke des Ganzen lenken kann, ist ein unkontrollierbares Risiko für das Unternehmen – und damit auch für alle Geldgeber.
Klingt das wenig ermutigend? Es klingt komplexer, als es letzten Endes ist – und es ist gut, diese Dinge im Vorfeld gehört zu haben, damit Du nicht später das Nachsehen hast: Es muss ja nicht jedem so ergehen wie mir. Ich habe fast keinen dieser Schritte antizipiert, niemand hat mich vorgewarnt. Ich habe die Kompetenz meiner Berater nicht ausreichend hinterfragt, deren Ratschläge mich später Lehrgeld kosten sollten. Und die Finanzbücher, die ich gelesen hatte, richteten sich an Controllerinnen in Konzernen: eine ganz andere Nummer. Zudem war ich so sehr mit dem Arbeiten IM Unternehmen beschäftigt, dass ich selten hochgeschaut habe, um mir immer wieder einen Überblick zu verschaffen.
Fazit
Also: Ein Businessplan kann helfen, viele Dinge zu antizipieren. Aber nur, wenn Du regelmäßig damit arbeitest. Wenn Du ihn einmal erstellst und nie wieder draufschaust, kannst Du Dir die Arbeit auch gleich sparen!“