Kerstin Lange, Autorin und Lektorin, spricht mit unserem Autor Reiner Lomb. Im Interview skizziert Reiner Lomb, wie wir zum Beispiel durch echtes Interesse an unserem Gegenüber in Führung gehen können. In seinem Buch „ASPIRE. Führen mit Emotionen“ erläutert Reiner sein ASPIRE Leadership-Modell.
Kerstin: Ja, hallo Rainer und herzlich Willkommen. Wir wollen ja heute noch einmal tiefer einsteigen in die sieben Emotionen, die du in deinem Buch Aspire beschreibst. Es geht darin ja um emotionsbasierte Führungskompetenzen und dabei ist es ganz wichtig, dass du dich mit dem Buch nicht nur an Leute in offiziellen Führungspositionen wendest, sondern ja wirklich an alle, die positive Veränderung herbeiführen wollen, egal ob sie nun in der Chefetage sitzen, oder Verwaltungsangestellte sind. Ich fände es toll, wenn du uns heute ein Beispiel dafür geben könntest, wie emotionsbasiertes Leadershipverhalten in der Praxis aussehen kann.
Reiner: Ja, danke Kerstin, sehr gerne, freut mich wieder bei dir zu sein. Ich nehme Mal das Beispiel: Eine der sieben Emotionen in Aspire ist Interesse. Interesse fördert Verständnis. Wenn wir wirklich Interesse spüren für ein Thema, für eine Person, verstehen wir die Person, die Bedürfnisse diese Person hat und verstehen auch die Anliegen und die Lösungen. Stell dir vor, du arbeitest für eine Firma und du bist am Montagmorgen auf dem Weg zur Arbeit. Du hattest ein entspanntes Wochenende und es gab dir die Gelegenheit eine Idee zu haben, die du gerne deiner Chefin und dem Team vortragen würdest. Ihr habt euer reguläres Team-Meeting am Montagmorgen und du kommst voller Erwartungen in dieses Team-Meeting rein. Deine Chefin kommt ein bisschen zu spät – sie stand im Stau. Du siehst schon, dass sie ein bisschen gestresst ist, weil, sie hat noch andere Termine. Aber du trägst trotzdem deine Idee vor und du merkst ganz, ganz unmerklich, wie sie ihre Augenbrauen hochzieht in dem Moment, wo du von deiner Idee erzählst und du lässt dich ganz enttäuscht in deinen Stuhl zurückfallen und gibst praktisch auf, weiter diese Idee zu verfolgen. Die Frage wär jetzt – hier geht’s ja um das Interesse deiner Chefin an deiner Idee -, was hättest du anders machen können, um das Interesse deiner Chefin zu fördern, wirklich zu versuchen, deine Idee zu verstehen.
Kerstin: Ja, ja, sehr gute Frage und ein sehr gutes Beispiel auch. Ich denke, viele von unseren Zuschauern und Zuhörern können sich wahrscheinlich auch an solche Situationen erinnern. Ja, ich würde einfach mal so sagen: Ich könnte natürlich als Mitarbeiterin auch überlegen, wie stelle ich die Idee am besten dar, sodass sie wirklich auch da andocken kann, womit sich die Chefin beschäftigt, weil, welches Problem will sie lösen und wie kann ich praktisch am besten meine Idee damit, ja, dazu eine Brücke bauen. Und vielleicht könnte ich dann auch sehen, in was für einer Situation die Chefin gerade ist und ob es vielleicht jetzt nicht der richtige Moment ist. Sollte ich vielleicht um ein separates Gespräch bitten und darauf hinweisen ich habe da eine Idee, im Zusammenhang mit dem Problem, das du letztens erwähnt hast? Vielleicht könnten wir da Mal direkt damit befassen ohne Ablenkung.
Reiner: Ja, ich denke, beide Verhaltensweisen und das zeigt sich auch in meinen Coaching-Beziehungen – also es ist ein ganz typisches Beispiel, wenn es darum geht, dass Chefs wollen, dass die Mitarbeiter innovativer sind, Ideen einbringen. Aber dann, wenn die Mitarbeiter dann die Ideen einbringen, haben sie oft kein Interesse daran und tun uns irgendwie abwürgen. Und das führt dann zur Frustration und resentment, aber in deinem Fall dann, ist eine gute Lösung, einmal den richtigen Zeitpunkt zu erwischen und drum zu bitten und deine Idee, als eine Lösung zu einem wichtigen Problem zu positionieren, dass deine Chefin oder dein Unternehmen bewegt sind. Zwei sehr wichtige Schritte, um Interesse zu entwickeln, um Interesse zu fördern. Die Frage wäre natürlich auch, was deine Chefin machen könnte. Wenn ich jetzt Chefs oder Führungskräfte coache, ist das Problem nur von der anderen Seite zu sagen: Okay, wie kannst du sicherstellen, dass du Interesse für deine Mitarbeiter, für die Bedürfnisse deiner Mitarbeiter zeigst, so dass sie auch wirklich mit ihren Problemen zu dir kommen und auch bereit und motiviert und inspiriert sind, Vorschläge zu machen. Also, das Problem kann von beiden Seiten angegangen werden. Interesse ist eine der sieben wichtigen Emotionen, die gefördert werden müssen und es hilft innovativer zu sein.eE hilft auch, die Verbindungen zwischen Ideen der Mitarbeiter mit den Problemen des Unternehmens zu verbinden.
Kerstin: Ja, danke Rainer. Ich glaube das ist ein wirklich gutes Beispiel dafür einmal, dass wir Emotionen lernen können, also wie Interesse wirklich auch das Verständnis fördert und wir dann dadurch Veränderungen, positive Veränderungen herbeiführen können. Aber es zeigt eben auch dass es wirklich nicht nur um Menschen in offiziellen Führungspositionen geht, sondern dass wir wirklich alle sehr viel mehr Spielraum haben, als wir manchmal denken, also dass eben auch Leute die nicht in einer Managementrolle sind, etwas bewegen können, sich effektiv einbringen zu können. Danke für die Ausführungen heute, Rainer und nächstes Mal wollen wir ja, wir wollen ja zumindest nach einmal sprechen und dann auch soll es auch darum gehen, wie all dies sich in größeren Zusammenhängen anwenden lässt. Also zum Beispiel auch auf gesellschaftlicher Ebene, da freue ich mich schon drauf.
Reiner: Ja danke Kerstin und ich freue mich auch aufs nächste Mal!
Kerstin Lange hat insgesamt 4 Interviews mit Reiner Lomb geführt. Hier findest du die weiteren Aufzeichnungen:
Gutes Leadership geht nur über Emotionen
Optimismus – entscheidend für erfolgreiche Führung
Mit Emotionen die deutsche Teilung überwinden
ACHTUNG!
Am 26.10.2023 ab 16.30 Uhr feiern wir die große Bookparty für Führungskräfte mit Reiner Lomb!
Reiner Lomb ist der Gründer von BoomerangCoach, einer Coaching-Firma für Führungskräfte, die sich auf Führungs- und Karriereentwicklung, Innovation und Wandel spezialisiert hat. Reiners Mission ist, Führungskräfte zu mobilisieren und zu entwickeln, um eine nachhaltigere und positivere Zukunft für alle zu schaffen. Als Executive Coach arbeitet er mit Führungskräften und Changemakern in einer Vielzahl von Organisationen zusammen, von Startups und multinationalen Unternehmen bis hin zu gemeinnützigen Organisationen und lokalen Gruppen – alle mit dem Ziel, Veränderungen zu bewirken. Ganz gleich, ob er mit Führungskräften, Unternehmer:innen, Selbstständigen oder indigenen Stammesführern arbeitet, Reiners Kund:innen schätzen seine internationale Geschäfts- und kulturübergreifende Führungserfahrung.
Bevor er Executive Coach wurde, war Reiner mehr als 30 Jahre lang in der Technologiebranche tätig, gründete und entwickelte Softwareunternehmen und leitete die Entwicklung von Führungskräften.
Du kannst sein Buch ASPIRE. Führen mit Emotionen hier bestellen!