Femke Hogema ist in den Niederlanden Unternehmerin mit dem Status eines Rockstars. Sie war Jurorin in der Niederländischen Version der „Höhle der Löwen“, sie ist ständig in den Medien präsent und veranstaltet Events mit Tausenden von Teilnehmerinnen und Teilnehmern: alles Unternehmer und Selbstständige, die ihr Business voranbringen wollen. Außerdem ist sie Ms Profit First der Niederlande. Ihre Bücher sind Bestseller in den Niederlanden und erscheinen zugleich auch auf Englisch. Im Mai 2021 erscheint ihr erstes Buch auf Deutsch: Der Finanzplan zum Erfolg, das als „Winstgevende Plannen“ die Bestsellerlisten des Nachbarlands stürmte. Hier eine erste Leseprobe:
In dem Sommer, in dem ich 17 wurde, kam ich einmal nach einem Einkaufsnachmittag in Arnheim nach Hause. „Ich habe es mir anders überlegt“, sagte ich zu meinen Eltern. „Ich habe beschlossen, nicht Sozialarbeit, sondern BWL zu studieren.“ Meine Eltern waren geschockt, vor allem meine Mutter. Sie arbeitete als Dozentin an der Akademie für Sozialarbeit, mein Vater war Leiter eines Kinderheims, und ich sollte – logischerweise – in ihre Fußstapfen treten. Einige Monate zuvor hatten sie mich an der Akademie für Sozialarbeit eingeschrieben. Jugendhilfe – das erschienen auch mir erstrebenswert. Und nun kam ich heim und verkündigte ein Studium, von dem sie noch nie gehört hatten. „Was?“ und „warum?“ waren ihre ersten Fragen. Und ich erzählte ihnen, wie ich an diesem Nachmittag auf dem Heimweg im Bus saß, der ein großes, ehrwürdiges Gebäude am Arnheimer Velperweg passierte. „Hochschule für Volks- und Betriebswirtschaft“ stand in großen Lettern auf der steinernen Fassade. Und genau da beschloss ich, BWL zu studieren. Geld hat mich stets begeistert. Als Teenager führte ich ein Kassenbuch über mein Kleidergeld. Im Urlaub sparte ich mein doppeltes Feriengeld (denn in Frankreich war, meinem Vater zufolge, alles teurer) und tauschte nach drei Wochen einen Riesenstapel französischer Francs in niederländische Gulden. Auch das Fahrradhobby meines Vaters faszinierte mich. Ich wollte stets genau wissen, was die Räder, die er seinen Dorfgenossen verkaufte, genau einbrachten und wie viel sie im Einkauf und an Material kosteten. Ich war angetan von der Klarheit des Geldes und von den Erkenntnissen, die es offenbarte. Damals spürte ich, dass ich das Spiel der Finanzen begreifen wollte, denn die Finanzen würden meine Zukunft werden.
Hier begann meine Reise. Eine Reise, auf der ich Unternehmer inspiriere, ein finanziell gesundes und rentables Unternehmen aufzubauen und ihre Beziehung zu Geld zu verbessern. Denn egal, was genau deine Mission ist – Menschen helfen, die Welt verbessern, Krankheiten bekämpfen –, um wahrhaft in der Praxis zu bestehen, muss dein Unternehmen finanziell gesund sein. Und du musst Gewinn machen. Gewinn. Dieses Wort weckt in Unternehmern alle möglichen Assoziationen: Verlangen, Freude, aber auch Widerstand und gar Ärger. „Es geht doch nicht ums Geld!“, sagen die Unternehmer oft frustriert, wenn ich ihnen nahelege, dass Gewinn ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmerlebens ist. Oder sie behaupten: „Wenn ich etwas tue, was ich gut kann, kommt das Geld von alleine!“ In diesen Aussagen steckt natürlich ein Kern Wahrheit: Geld ist wirklich nicht das Wichtigste im Leben. Liebe, Gesundheit und Glück sind um ein Vielfaches wichtiger. Und ja, auch die Leidenschaft ist für den Unternehmer wichtig: als eine steuernde Kraft in einem erfolgreichen Unternehmen. Aber das ist nicht alles: Es geht nicht um „entweder/oder“, sondern um „sowohl, als auch“! Gewinne zu erwirtschaften, ist als Unternehmer einfach unentbehrlich.
Ohne Gewinn kein Unternehmen.
Widerstände gegen Gewinn
Mir ist auch klar, woher der Unwillen gegenüber Gewinnen kommt. Viele von uns haben schon in der Jugend gelernt, dass Geld nicht glücklich macht, Reiche gierig sind und man mit dem zufrieden sein möge, was man hat. Frauen haben zudem oft verinnerlicht, dass sie besser einen reichen Mann heiraten, der dann für das Einkommen sorgt, während sich die Frau selbst um die Kinder zu kümmern hat.
Erst letztes Wochenende hörte ich auf einer Party ein Gespräch mit: Mein Mann unterhielt sich mit dem Vater eines Klassenkameraden unseres Jüngsten; einem jungen, emanzipierten Mann. Seine Frau und er sind beide berufstätig, und er holt seine Kinder genauso oft von der Schule ab wie sie. Doch als er erfuhr, dass ich mehr verdiene als mein Mann, sagte er lachend: „Du hast nach oben geheiratet!“ Ich weiß genau, er hätte das, bei umgekehrter Einkommenssituation, nicht zu mir gesagt. Es ist einfach nicht „normal“, wenn eine Frau mehr verdient als ihr Mann.
Wir alle haben im Leben Botschaften über Geld mitbekommen, positive und negative. Und wir fingen an, diese Botschaften zu glauben, und sie so zu Überzeugungen gemacht, also zu Glaubenssätzen, die wir für wahr halten. Einige Botschaften erhalten wir vielleicht von den Eltern: „Lerne mal lieber etwas Kreatives, du bist nicht so gut im Rechnen“. Und wir übernahmen dies mit der Zeit, und heute ist dir als Unternehmer möglicherweise die Buchhaltung ein Klotz am Bein, denn du „hast es nun mal nicht so mit Zahlen“. Was, nüchtern betrachtet, natürlich grober Unsinn ist. Du hast deine aktuelle Situation erreicht, weil du die Fähigkeit besitzt, Neues zu lernen, und das oft sehr schnell.
Die Verwaltung der Finanzen kann man ebenfalls einfach lernen. Wenn du dich dem so stark widersetzt, liegt das wahrscheinlich nicht an fehlenden Fertigkeiten, sondern an etwas ganz anderem.
Einige Glaubenssätze sind kulturell geprägt. In den Niederlanden – wie auch im deutschsprachigen Raum – geziemt es sich nicht zu fragen, wie viel der andere verdient. In Amerika dagegen gehört das Gehalt zu den ersten Themen, die man auf einer Party bespricht („Wie heißt du? Bist du verheiratet? Wie viel verdienst du?“ – alles in einem Atemzug). Amerikaner sind auf ihren Erfolg stolz.
In Holland hingegen will man kein Streber sein und steckt den Kopf lieber nicht zu weit hinaus. Mit zwölf ekelte man mich aus der Übergangsklasse meiner ersten Mittelschule weg, weil ich die besten Noten in der Klasse hatte. Mit 16 studierte ich dann ein Jahr an der Titusville Highschool in den USA. Dort stand mein Name im Büro des Rektors auf der „Dean’s List“ der zehn besten Studenten der Schule. Plötzlich durfte ich auf meine guten Noten stolz sein. Ich wurde nicht gemobbt, ganz im Gegenteil: Meine Klassenkameraden bewunderten mich. Mit 16 lernte ich (damals noch unbewusst), dass ich auf Erreichtes stolz sein und Erfolge präsentieren kann. Erfolg war nicht mehr gefährlich, sondern erstrebenswert.
Femke Hogema: Der Finanzplan zum Erfolg – ab Mai 2021 in unserem Shop (innerhalb Deutschlands versandkostenfrei und klimaneutral!) und in jeder guten Buchhandlung.