Optimismus – entscheidend für erfolgreiche Führung – Interview mit Reiner Lomb 3/4

Optimismus – eine der Emotionen als entscheidende Basis für gutes Leadership? Kerstin Lange, Autorin und Lektorin, spricht mit unserem Autor Reiner Lomb. Im Interview skizziert Reiner Lomb, was wir von den Montagsdemonstrationen in Leipzig für unsere heutige Führungshaltung lernen können. Auch in seinem Buch „ASPIRE. Führen mit Emotionen“ befasst er sich mit den Geschehnissen, die 1989 zum Mauerfall führten.

Hier findest du die Transkription des Interviews:

Kerstin Lange: Hallo Reiner und herzlich Willkommen. Dein Buch „ASPIRE. Führen mit Emotionen“ ist vor wenigen Tagen jetzt auch auf Deutsch auf den Markt gekommen. Herzlichen Glückwunsch dazu.

Reiner Lomb:  Ja vielen Dank, Kerstin und hallo.

Kerstin Lange: In Aspire erzählst du unter anderem am Beispiel des Falls der Berliner Mauer welche Rolle Emotionen beim Herbeiführen von Veränderungen spielen. Kannst du diese Geschichte heute mit unseren Zuhörern teilen und sagen, was wir vielleicht auch daraus in Bezug auf unsere heutigen Herausforderungen lernen können?

Reiner Lomb: Ja, sehr gern, Kerstin. Ich selbst komme aus Fulda, also damals war das in der Nähe zur Grenze zur DDR. Ich selbst also hatte keinen Optimismus. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das, was dann passiert ist, die friedliche Revolution, die die Mauer zu Fall gebracht hat, möglich sein würde und auch viele Menschen in der DDR damals selbst im Jahr, als die Mauer dann fiel. Im Sommer, im Juli sind noch Tausende Menschen geflüchtet unter ihnen auch eine gute Freundin von mir: Anki Jahn aus Leipzig. Sie erzählte mir später, dass die Menschen in Leipzig sehr wenig Hoffnung hatten, also pessimistisch waren, dass es Veränderung geben könnte und deshalb sind auch so viele Menschen geflüchtet. Unter anderem auch wegen der Geschichte der Aufstände, wenn wir uns an den 17. Juni 1953 um die brutale Niederschlagung dieses Aufstandes erinnern. Der Cousin meines Vaters war nur wenige Monate vor dem 17. Juni 1953 verurteilt und hingerichtet worden wegen Terrorismus, obwohl er selbst gar nichts Schlimmes getan hat. Er hat einfach nur im im privaten Kreis diskutiert, dass die Wahlgesetze sich ändern würden und sich gewundert, ob man da nicht die Leute informieren sollte, dass sie Bescheid wüssten, dass so eine Veränderung kommen würde und hat sich besorgt geäußert.

Also die Repressionen waren sehr stark vorher. Auch im Jahre 1989 wurden Menschen bedroht, einberufen, behandelt und so weiter. Dann, plötzlich, Anfang September, mit dem 4. September, nach den montaglichen Friedensgebeten in der Nikolai-Kirche in Leipzig, fingen dann die friedlichen Demonstrationen an. Also erst mit einer Handvoll von Menschen und das weitete sich dann sehr schnell aus in Leipzig. Montag für Montag wurden es mehr Menschen. Vier Wochen später waren es schon 70.000, dann waren es 120, bis dann 23.000 am 23 Oktober. Leipzig hat 500.000 Einwohner. Das heißt, da waren wesentlich mehr Menschen auf der Straße, als die, die vom Fenster zugeschaut haben. Eine unglaubliche Bewegung und das wurde durch den emotionalen Wandel hervorgerufen, dass Menschen plötzlich optimistischer wurden, mutiger wurden, also Hoffnung hatten, dass, wenn sie auf die Straße gehen, dass sie helfen können, Veränderung herbeizuführen. Und es weitete sich in der ganzen DDR aus, dass Menschen in anderen Städten demonstrierten – auch friedlich. Millionen von Menschen. Und es führte schließlich am 9. November zum Fall der Mauer.  Ein unglaublicher Wandel, unglaublicher Mut, den die Menschen aufgebracht haben.

Kerstin Lange: Ja, das ist wirklich bemerkenswert! Mir macht es heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke, denn die Leute hatten ja wirklich Grund zur Angst und zum Pessimismus. Und dann den Mut zu haben, auf die Straße zu gehen: Das ist schon bewundernswert! Nun könnte man ja im Rückblick meinen: Ja, das war wirklich ein einmaliger Vorgang, ein einmaliges Ereignis. Aber du sagst ja, dass wir auch etwas für unsere heutigen Herausforderung, unsere heutige Situation daraus lernen können. Erzähl doch noch mehr dazu bitte.

Reiner Lomb: Ja, das Prinzip, das zur Änderung des Handelns, einer Veränderung, einem Wandel der Emotionen, der Stimmung vorausgehen muss, das gilt für alle Veränderung, die jemals in der Welt stattgefunden haben – im Kleinen als auch im Großen. Das lässt sich deshalb übertragen auf heute. Heute haben wir riesige Probleme, riesige Herausforderungen: Wir haben den Klimawandel. Wir haben soziale und wirtschaftliche Konflikte, die Spalte zwischen Arm und Reich wird immer größer. Wir haben diese Massenmigrationen, die Druck auf unser System machen und so weiter. Das heißt, Handeln ist notwendig, Veränderung ist notwendig. Und um das anzugehen, brauchen wir auch heute wieder einen emotionalen Wandel, um nicht in Angst zu erstarren oder rein nur im Beschwerdemodus, sondern zu sagen: Ich kann etwas tun. Das gilt natürlich für Leute auf allen Führungsebenen unserer Gesellschaft, in der Politik, in Unternehmen. Aber es gilt genauso für Menschen im Kleinen, wie damals die Menschen in der DDR, die in Leipzig angefangen, im Kleinen gehandelt haben.Und sie brauchten einen emotionalen Wandel, um das zu tun. Und genauso brauchen wir heute einen emotionalen Wandel, um Menschen zum positiven Handeln zu bringen, um die großen Probleme anzugehen.

Kerstin Lange: Vielen Dank, dass du das noch mal ausgeführt hast! Wir werden uns ja noch einmal treffen und in dem Gespräch dann auf das Problem der leider immer noch existierenden Ost-West-Spaltung eingehen. Und da wirst du dann bestimmt auch eine positive Message für uns haben. Ich freue mich schon drauf Reiner, vielen Dank!

Reiner Lomb: Ja vielen Dank, Kerstin, ich freue mich auch drauf.

 

Kerstin Lange hat insgesamt 4 Interviews mit Reiner Lomb geführt. Hier findest du die weiteren Aufzeichnungen:

Gutes Leadership geht nur über Emotionen
Mit Interesse in Führung
Mit Emotionen die deutsche Teilung überwinden


ACHTUNG!

Am 26.10.2023 ab 16.30 Uhr feiern wir die große Bookparty für Führungskräfte mit Reiner Lomb!


Reiner Lomb, Führungskräftecoach, hier im Anzug lässig an einen Tisch gelehnt, lächelnd mit Brille in der Hand offenbar im Gespräch mit seinem Publikum während einer Vortragsveranstaltung

Reiner Lomb ist der Gründer von BoomerangCoach, einer Coaching-Firma für Führungskräfte, die sich auf Führungs- und Karriereentwicklung, Innovation und Wandel spezialisiert hat. Reiners Mission ist, Führungskräfte zu mobilisieren und zu entwickeln, um eine nachhaltigere und positivere Zukunft für alle zu schaffen. Als Executive Coach arbeitet er mit Führungskräften und Changemakern in einer Vielzahl von Organisationen zusammen, von Startups und multinationalen Unternehmen bis hin zu gemeinnützigen Organisationen und lokalen Gruppen – alle mit dem Ziel, Veränderungen zu bewirken. Ganz gleich, ob er mit Führungskräften, Unternehmer:innen, Selbstständigen oder indigenen Stammesführern arbeitet, Reiners Kund:innen schätzen seine internationale Geschäfts- und kulturübergreifende Führungserfahrung.

Bevor er Executive Coach wurde, war Reiner mehr als 30 Jahre lang in der Technologiebranche tätig, gründete und entwickelte Softwareunternehmen und leitete die Entwicklung von Führungskräften.

Du kannst sein Buch ASPIRE. Führen mit Emotionen hier bestellen!

 

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