Welche Rolle spielen Emotionen in der Führung? Mehr, als du vielleicht denkst!

Gastartikel von Reiner Lomb*

Es wird häufig behauptet, dass Emotionen in der Geschäftswelt oder in der Führung keinen Platz haben. Das ist ein Irrtum. Führungskompetenzen, die auf Emotionen basieren, ermöglichen es dir als aufstrebendem Führungskraft, deinen Einfluss zu vergrößern und deine Wirkung zu verstärken. Obwohl es keine einheitliche Definition von Emotionen gibt, besteht Einigkeit darüber, dass sie unser Verhalten beeinflussen.

Wie Emotionen das Verhalten beeinflussen

Viele Menschen halten immer noch am alten Glauben fest, dass Emotionen automatisch, universell und in verschiedenen Regionen unseres Gehirns fest verdrahtet sind und daher einfach mit uns geschehen. Neueste Forschungsergebnisse widerlegen dies jedoch. Diese Erkenntnisse zeigen nämlich, dass unser Gehirn Emotionen konstruiert, indem es ständig alle sensorischen Informationen von innen und außen simuliert und vorhersagt. Auf diese Weise versteht es, was diese Informationen bedeuten und was damit zu tun ist. Das bedeutet, dass wir für unsere Emotionen und Stimmungen verantwortlich sind und lernen können, uns unseres emotionalen Zustands bewusst zu werden. Wenn wir feststellen, dass dieser für unser gewünschtes Führungsverhalten nicht zuträglich ist, können wir ihn in den emotionalen Zustand transformieren, der unser gewünschtes Verhalten antreibt.

DieTransformation in die gewünschte Emotion bedeutet nicht, bestimmte Emotionen zu vermeiden. Jede Emotion hat ihren Zweck. Zum Beispiel kann Angst uns auf eine mögliche Gefahr hinweisen und dazu veranlassen, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, wie etwa Weglaufen oder Verteidigung. Die Herausforderung besteht dann, wenn eine Emotion nicht ihren Zweck erfüllt. Wenn wir zum Beispiel Angst zu empfinden, ohne dass eine tatsächliche Gefahr besteht. Denn das hindert uns daran, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um ein wichtiges Ziel zu erreichen

Das ist zum Beispiel Jennifer (Name geändert) passiert, der neu ernannten Managerin eines Teams in einem globalen Telekommunikationsunternehmen. Aufgrund ihrer Angst, in ihrer neuen Rolle als Managerin zu versagen, konzentrierte sie sich zu sehr auf Ergebnisse. Dabei zeigte sie kein Interesse für die Bedürfnisse der Menschen, auf die sie zum Erreichen genau dieser Ergebnisse angewiesen war. Ihr Mangel an Fürsorge für ihr Team demotivierte sie und ihr Team, und sie lief Gefahr, in ihrer neuen Position wirklich zu scheitern. Um motivierendere Verhaltensweisen zu fördern, musste sie ihre Emotionen transformieren.

Emotionen transformieren

Die Transformation zu einer Emotion, die das gewünschte Führungsverhalten unterstützt, setzt voraus, dass du sehr bewusst mit deinen Emotionen umgehst. So musst du dir darüber bewusst werden, was du fühlst, und bewerten, ob diese Emotion in diesem Moment hilfreich ist. Wenn nicht, solltest du in eine hilfreiche Emotion wechseln. Du befindest dich immer in einem mehr oder weniger spezifischen emotionalen Zustand, ob du dir dessen bewusst bist oder nicht. Häufig handelt sich um eine Mischung unterschiedlicher Emotionen. Diese Mischung treibt dein Verhalten an und unterstützt möglicherweise aber genau nicht das Führungsverhalten, das du in diesem Moment zum Erreichen deiner Ziele brauchst.

Um eine inspirierende Vision zu schaffen, dein Team anzutreiben oder effektive Maßnahmen zu koordinieren, brauchst du positive Emotionen, die diese Ergebnisse ermöglichen. Daher ist es so wichtig, dass du dir deiner Emotionen bewusst bist und lernst, deine Gefühle so zu beeinflussen, dass sie dein gewünschtes Führungsverhalten unterstützen. Das ist eine entscheidende Führungskompetenz.

Das ASPIRE-Führungsschema

Da es mehr als 250 Emotionen gibt und ein Mensch jederzeit eine Vielzahl unterschiedlicher Emotionen erleben kann, kann das Erlernen von Emotionen überwältigend erscheinen. Daher konzentriert sich das ASPIRE-Führungsschema auf die sieben wesentlichen Emotionen für die Führung positiver Veränderungen.

Die ersten drei emotionalen Kompetenzen des ASPIRE-Modells sind Empathie, Mitgefühl und Interesse. Empathie bringt dir Offenheit für die Bedürfnisse anderer Menschen und Mitgefühl bringt dich dazu, diese Bedürfnisse erfüllen zu wollen. Interesse hilft dir dabei, die Bedürfnisse und Probleme der Menschen sowie mögliche Lösungswege zu verstehen. Empathie, Mitgefühl und Interesse sind die Emotionen, die Jennifer lernen musste, um sich um ihr Team zu kümmern, ihm zu dienen und die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen zu verstehen.

Diese ersten drei Kompetenzen bilden die Grundlage für die nächsten drei emotionalen Kompetenzen: Optimismus, Inspiration und Vertrauen. Auch diese drei Emotionen sollte Jennifer in ihrem Team kultivieren. Optimismus hilft dir, eine Zukunft zu sehen, in der die Bedürfnisse der Menschen erfüllt und die derzeit bestehenden Probleme gelöst sind. Inspiration hilft dir, Menschen zu mobilisieren, und Vertrauen hilft dir, effektive Maßnahmen zu koordinieren, um deine Vision zur Realität werden zu lassen.

Wenn du letztlich auf dem Weg bist, deine Vision zu verwirklichen, kann selbst die beste Planung dich möglicherweise nicht auf alle Widrigkeiten vorbereiten. Widrigkeiten sind ein normaler Teil des Lebens, wie das Beispiel der Covid-19-Pandemie gezeigt hat. Deshalb ist die letzte der sieben wesentlichen Verhaltenskompetenzen Resilienz. Die Forschung zeigt, dass Positivität dazu beiträgt, Resilienz aufzubauen. Im Gegensatz zu den vorherigen sechs Emotionen besteht Positivität aus einer Palette von Emotionen wie Hoffnung, Dankbarkeit oder Freude, und sie alle können erlernt werden.

Als aufstrebender Führungskraft ist es wichtig, diese Emotionen in dir selbst und anderen zu verstehen und zu kultivieren, um dein eigenes Führungsverhalten zu ändern und Verhaltensänderungen bei anderen zu beeinflussen.

Weitere Details zum ASPIRE-Führungsschema und den sieben wesentlichen Emotionen für die Führung positiver Veränderungen im Buch ASPIRE, das im Oktober 2023 erscheint.

ACHTUNG!

Am 26.10.2023 ab 16.30 Uhr feiern wir die große Bookparty für Führungskräfte mit Reiner Lomb!

Über den Autor

Reiner Lomb im Anzug ohne Krawatte am Rednerpult, sympathisch dem Publikum zugewandt.Reiner Lomb ist Gründer von BoomerangCoach, einem Executive Coaching-Unternehmen, das sich auf Führung und Karriereentwicklung, Innovation und transformationalen Wandel spezialisiert hat. Seine Mission ist es, Führungskräfte zu mobilisieren und zu entwickeln, um eine nachhaltige und positive Zukunft für alle zu schaffen. Als Executive Coach arbeitet er mit Führungskräften und Veränderungsgestaltern in einer Vielzahl von Organisationen zusammen, von Start-ups und multinationalen Unternehmen bis hin zu gemeinnützigen Organisationen und lokalen Gemeinschaften – alle, die sich darauf freuen, transformationalen Wandel zu schaffen. Ob er mit Unternehmenschef:innen, Unternehmer:innen oder indigenen Stammesführer:innen arbeitet, Reiners Kund:innen schätzen seine internationale Geschäftserfahrung und seine interkulturelle Führungserfahrung.

Vor seiner Tätigkeit als Executive Coach hatte Reiner eine über 30-jährige Karriere in der Technologie, gründete und entwickelte Softwareunternehmen und leitete die Entwicklung von Führungskompetenzen.

 

* Dieser Text ist die deutsche Übersetzung eines Gastbeitrags von Reiner Lomb auf dem Blog der Kevin Eikenberry Group.
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Das Original ist unter dem Titel „What Role Do Emotions Play in Leadership“ erschienen.

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